Die Rolle des Risikomanagement
in der Wirtschaftskrise

Globale Krisen, volatile Märkte und geopolitische Spannungen sind für Unternehmen stets mit großer Unsicherheit verbunden. Grundsätzlich gilt: Je größer und internationaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto höher ist auch sein Risiko. Professionelles Risikomanagement in der Wirtschaftskrise ist deshalb wichtiger denn je, um finanzielle Stabilität, Resilienz und langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern.

Warum Unternehmen in Krisenzeiten besonders gefährdet sind

Die letzten Monate und Jahre haben gezeigt, wie verletzlich Unternehmen in Zeiten geopolitischer Turbulenzen bzw. Umbrüche sind. Politische Spannungen, fragile Lieferketten und schwankende Finanzmärkte können ganze Branchen ins Wanken bringen. Wächst sich eine Krise dann noch zur wirtschaftlichen Rezession aus, scheinen drastische Einschnitte wie Restrukturierungen oder Entlassungen schnell unvermeidlich. Das Tragische dabei: Die Existenz ganzer Unternehmen ist akut gefährdet.

Wirtschaftliche Negativfaktoren, die Unternehmen im Blick haben sollten

  • Politische Unsicherheiten: Sanktionen, Handelskonflikte oder gar kriegerische Auseinandersetzungen können Märkte schlagartig unzugänglich machen und neue Risiken (Exportverbote, Marktverluste, Rohstoffengpässe, etc.) schaffen.
  • Hohe Inflation und steigende Zinsen: Die Teuerung von Energie, Rohstoffen und Dienstleistungen belastet Unternehmen und Verbraucher:innen gleichermaßen. Rückläufige Kaufkraft, teure Kredite und sinkende Umsätze sind oft die Folge.
  • Instabile Lieferketten & Insolvenzen: Globale Abhängigkeiten in der Produktion machen Unternehmen anfällig für Störungen, etwa durch Naturkatastrophen, geopolitische Spannungen oder zahlungsunfähige Zulieferer. Das führt unter anderem zu Produktionsstillständen, Lieferverzögerungen und Mehrkosten.
  • Mehr Cyberkriminalität: Mit der Digitalisierung steigt auch die Bedrohung durch Ransomware, Datenklau oder Systemausfälle. Wer bei der IT-Sicherheit spart, riskiert hohe Schäden bis hin zur Existenzbedrohung.
  • Engpässe bei Liquidität und Finanzierung: Steigende Betriebskosten, unsichere Einnahmesituationen sowie erschwerter Zugang zu Kapital bringen Unternehmen schnell in finanzielle Schieflage. Ohne rechtzeitiges und gezieltes Gegensteuern drohen Zahlungsausfälle und Insolvenzen.
  • De-Globalisierung und zunehmender Protektionismus: Der derzeitige Trend zu nationalem Protektionismus einschließlich neuer Zölle und Exportbeschränkungen erschwert den freien Zugang zu internationalen Märkten. Besonders exportorientierte Unternehmen müssen neue Strategien für Absatz, Produktion und Beschaffung entwickeln.
  • Wachsende Regulierungs- und Berichtspflichten: Verschärfte Compliance-Anforderungen (z. B. CSRD, NIS2, DORA, etc.) sowie zunehmende Bürokratie kosten Zeit sowie Ressourcen und bergen ein höheres Risiko für Rechtsverstöße.

Wieso strategisches Risikomanagement in der Krise unverzichtbar ist

Die Vielzahl und Gleichzeitigkeit von wirtschaftlichen Einflussfaktoren machen deutlich: Unternehmen benötigen klare, wirksame und vor allem nachhaltige Strategien zur Steuerung von Unsicherheiten. Genau hier setzt professionelles Risikomanagement an.

In der Praxis passiert jedoch oft das Gegenteil. Wenn die wirtschaftliche Lage wackelt, wird häufig zuerst beim Budget gekürzt. Sparen kann in bestimmten Bereichen sinnvoll sein, doch nicht pauschal und ohne Blick auf die langfristigen Folgen für die individuelle Unternehmenssituation. Denn klar ist: wo kurzfristig eingespart wird, entstehen oft an anderer Stelle höhere Kosten.

Gerade beim Risikomanagement ist Sparen riskant. Zumal es genau dieses System ist, das Unternehmen dazu befähigt, Krisen zu bewältigen. Unternehmen mit etablierten Risikomanagement-Prozessen sind nicht nur besser vorbereitet, sondern können auch schneller und gezielter reagieren, falls es wirklich drauf ankommt.

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Vorteile von Risikomanagement in der Wirtschaftskrise

  • Frühwarnsystem für finanzielle Engpässe: Durch kontinuierliches Monitoring finanzieller Kennzahlen (Liquidität, Cashflow, Forderungsausfälle, Verschuldungsgrad, etc.) können kritische Entwicklungen frühzeitig erkannt werden. So können Sie Zahlungsunfähigkeit oder Finanzierungslücken vermeiden und gezielt gegensteuern.
  • Gestärkte Cyber- und Informationssicherheit: Ein strukturiertes Risikomanagement deckt kritische Sicherheitslücken auf – z. B. bei Bedrohungen wie Ransomware- oder Phishing-Attacken. Mit diesem Wissen können Sie Schutzmaßnahmen priorisieren und effektive Notfall- und Wiederanlaufpläne entwickeln.
  • Stabilität trotz geopolitischer Unsicherheiten: Mit fundierten Risikoanalysen bewerten Sie, wie geopolitische Spannungen, Sanktionen oder neue Zölle Geschäftsmodelle, Lieferketten und Märkte beeinflussen. Datengetriebene Szenarioanalysen helfen Ihnen, rechtzeitig auf Preissteigerungen, Marktverluste oder Handelsbarrieren zu reagieren.
  • Höhere operative Widerstandsfähigkeit: Eine ganzheitliche Risikoanalyse deckt Schwachstellen und Abhängigkeiten entlang Ihrer Wertschöpfungskette auf – von Lieferanten über Produktion bis hin zu Vertrieb und IT. So lassen sich belastbare Notfall- und Business-Continuity-Pläne entwickeln, die es Ihnen ermöglichen, schnell zu reagieren und Ihren Betrieb auch bei Störungen zu sichern.
  • Bessere Steuerung von Inflations- und Kostenrisiken: Mittels quantitativer Risikosimulation können Sie die Auswirkungen von Preissteigerungen und steigenden Betriebskosten im Detail analysieren und rechtzeitig die passenden Maßnahmen ergreifen.
  • Vertrauen durch Transparenz und Compliance: Gerade in Krisenzeiten schätzen Kapitalgeber:innen, Aufsichtsbehörden und Geschäftspartner:innen ein funktionierendes und transparentes Risikomanagement. Es schafft Vertrauen, sorgt für Rechtskonformität und ist ein Garant für Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wachstum.

Für viele Unternehmen ist Risikomanagement eine gesetzliche Pflicht

In der Realität ist Risikomanagement nicht nur eine Frage der individuellen Verantwortung oder unternehmerischen Weitsicht. Abhängig von Branche, Unternehmensgröße, Standort und Kritikalität der angebotenen Produkte und Leistungen gelten oft strenge gesetzliche Vorgaben. Wer diese missachtet, riskiert empfindliche Strafzahlungen, die bei guter Vorbereitung einfach zu vermeiden sind. Bei gewissen Verstößen kann das Management sogar zivil- und strafrechtlich haftbar gemacht werden.

Beispiele gesetzlicher Vorgaben auf europäischer Ebene:

Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)

Unternehmen müssen Risiken entlang ihrer Lieferketten systematisch erfassen und Maßnahmen ergreifen, um Menschenrechts- oder Umweltverstöße zu vermeiden.

Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Diese CSRD Richtlinie verpflichtet betroffene Unternehmen zur umfassenden und standardisierten Berichterstattung über ESG-Risiken (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung).

Network and Information Securty Directive (NIS2)

Unternehmen aus kritischen Sektoren (z.B. Energie, Transport, Gesundheit, digitale Dienste) müssen ein umfangreiches Cyber- und IT-Risikomanagement einrichten und bei bei Vorfällen konkrete Melde- und Behandlungsschritte setzen. (zum NIS2 Whitepaper)

Digital Operational Resilience Act (DORA)

Finanzinstitute, Versicherungen und IKT-Dienstleister im Finanzsektor müssen ab Januar 2025 ihre operationelle Resilienz gegenüber IT- und Cyberrisiken nachweisen.

Solvency II

Versicherungsunternehmen müssen ihre Eigenmittelanforderungen risikobasiert ermitteln, einschließlich der Bewertung, Steuerung und Überwachung ihrer Risikoexposition.

EU AI Act

Als weltweit erster umfassender Rechtsrahmen für Künstliche Intelligenz verpflichtet er Unternehmen, ihre KI-Systeme je nach Risikoklasse (z. B. hochriskante Anwendungen) systematisch zu analysieren und zu überwachen.

Wie bringe ich durch Risikomanagement mein Unternehmen unbeschadet durch die Wirtschaftskrise?

Wirtschaftlich turbulente Zeiten machen ein besonders vorausschauendes und risikobasiertes Handeln notwendig, um als Unternehmen geschützt und handlungsfähig zu bleiben. Am besten gehen Sie dabei nach den folgenden fünf Schritten vor.

 

Risikolandschaft analysieren

  • Welche konkreten internen und/oder externen Risiken bedrohen aktuell meine Geschäftsprozesse, Lieferketten, Finanzen oder IT-Systeme?
  • Gibt es bereits erkennbare Schwachstellen oder Warnsignale (z. B. sinkende Nachfrage, Fachkräftemangel, Lieferengpässe, etc.)?
  • Welche Makrofaktoren beeinflussen mein Unternehmen (z. B. Markttrends, geopolitische Entwicklungen, regulatorische Änderungen, etc.)?

    Tipp: Achten Sie stets auf größtmögliche Vollständigkeit und Aktualität.

Strategiemanagement

Geeignete Maßnahmen definieren

  • Welche konkreten Risikomanagement-Maßnahmen kann ich setzen, um das Schadensausmaß möglichst gering zu halten
  • Sind meine geplanten Maßnahmen realistisch, umsetzbar und wirtschaftlich tragfähig?
  • Habe ich Notfallpläne vorbereitet, gibt es alternative Prozesse/Lieferanten und habe ich finanzielle Rücklagen zur Verfügung?

    Tipp: Stellen Sie sicher, dass alle definierten Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit geprüft werden.

 

Risiken kontinuierlich überwachen

  • Habe ich ein aufrechtes Kontrollsystem, das Prozessrisiken überwacht und die Wirksamkeit meiner bisherigen Maßnahmen bewertet?
  • Welche Kennzahlen, Frühwarnsysteme oder Risiko-Reviews nutze ich zur Überwachung?
  • Wie oft überprüfe und aktualisiere ich meine Risikoanalysen und die dazugehörigen Maßnahmen?

    Tipp: Planen Sie regelmäßige Revisionen (z. B. System-, Prozess-, Produkt- oder Compliance-Audits), um Negativentwicklungen rechtzeitig zu erkennen und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.

 

Verantwortlichkeiten festlegen

  • Wer im Unternehmen ist für die Überwachung und Behandlung welcher Risiken zuständig?
  • Gibt es einen klar definierten Krisenstab mit Rollen, Eskalationsstufen und Entscheidungsbefugnissen?
  • Wie werden Kommunikationswege und Meldepflichten im Ernstfall geregelt?

    Tipp: Schaffen sie eine unternehmensweite Risiko-Awareness und stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten ausreichend geschult sind, um im Notfall schnell und koordiniert zu handeln.

 

Risiken bewerten

  • Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt das jeweilige Risiko ein und wie groß wäre der mögliche finanzielle, operative oder Image-Schaden für mein Unternehmen?
  • Welche Behandlungsstrategie wähle ich für meine jeweiligen Risiken (Risikovermeidung, -verminderung, -überwälzung, -akzeptanz)?
  • Nach welchen Kriterien priorisiere ich meine identifizierten Risiken?

    Tipp: Nutzen Sie, wenn möglich, quantitative Bewertungsmethoden wie bspw. stochastische Simulationen  und stimmen Sie die Ergebnisse mit Ihrem Risikoappetit und Ihrer Risikotragfähigkeit ab, um Vergleiche und Entscheidungen zu erleichtern.

Krisen sind der ultimative Stresstest für jedes Unternehmen. Wer heute ein strukturiertes Risikomanagement einführt, wird den Sturm nicht nur überstehen, sondern vor allem ein Fundament legen für langfristige Resilienz.

Philipp Strokosch Head of Product Line GRC & Managing Director GBTEC Austria

Wie implementiere ich ein effektives Risikomanagement-System?

Risikomanagement findet auch heute noch teilweise über manuelle Spreadsheets wie Excel-Tabellen statt. Doch angesichts der komplexen und dynamischen Bedrohungen führt ein Verlass auf Excel nicht nur zu Ineffizienz, sondern ist auch höchstens fahrlässig. Denn professionelles Risikomanagement benötigt ein zuverlässiges und durchgängiges System, das flexibel mit dem Unternehmen und seinen Anforderungen mitwächst.

Bei der Einführung eines Risikomanagement-Systems empfiehlt sich der folgende Vorgang:

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Bedarfsanalyse und Zielsetzung
Definieren Sie, welche Risiken erfasst werden sollen (z. B. allgemeine Unternehmensrisiken, ESG-Risiken, IT-Risiken, Prozess-Risiken, Business-Continuity-Risiken, Datenschutzrisiken, etc.) und welche konkreten Ziele Sie erreichen wollen. Denken Sie von Anfang an mit, welche regulatorischen Anforderungen für Sie von Bedeutung sind.

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Ist-Analyse durchführen
Analysieren Sie den Ist-Stand Ihres Risikomanagements: Welche Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten existieren bereits? Wie hoch ist das aktuelle Schutzniveau? Wo gibt es Nachhol- bzw. Erweiterungsbedarf?

Risiko-Awareness schaffen
Etablieren Sie eine einheitliche Risikokultur in Ihrem Unternehmen und sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden bez. potenzieller Risiken, Meldepflichten und ihres Beitrags zur Risikominimierung, unabhängig davon, ob sie selbst im Bereich des Risikomanagements tätig sind oder nicht.

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Systematische Toolauswahl
Recherchieren Sie auf dem Markt befindliche GRC-Software gründlich und wählen Sie ein Tool, das möglichst alle für Sie wichtigen Use Cases und Funktionalitäten abdeckt (z. B. automatisierte Workflows und Benachrichtigungen, Risikosimulation, rollenbasierte Zugriffsrechte, übersichtliche Dashboards, Schnittstellen zu anderen Systemen, Audit- und Reporting-Möglichkeiten, etc.).

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Proof of Concept (PoC)
Führen Sie eine Testphase mit klar definierten Szenarien durch, um die Praxistauglichkeit und Leistungsfähigkeit der ausgewählten GRC-Software unter realen Bedingungen zu überprüfen.

Rollout und kontinuierliche Optimierung
Planen und steuern Sie die Einführung der Risikomanagement-Software sorgfältig und binden Sie dabei alle relevanten Teams aktiv ein. Die meisten Anbieter bieten umfangreiche Implementierungsservices an. Etablieren Sie außerdem frühzeitig Prozesse, um das eingeführte System regelmäßig zu überprüfen und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Mit BIC GRC sicher durch die Wirtschaftskrise

Mit der Risikomanagement-Plattform BIC GRC sind Sie bestens aufgestellt, um nicht nur sicher, sondern vor allem gestärkt aus jeder Krise hervorzugehen. Dank des modularen Aufbaus lassen sich sämtliche Risikobereiche – von Enterprise Risk  über  IT-Sicherheit  bis hin zu ESG und Compliance – zentral in einem System verwalten. So schützen Sie Ihre Finanzen, sichern Ihre Lieferketten ab und machen Ihre Geschäftsprozesse widerstandsfähig und zukunftssicher.

Ihre Vorteile mit BIC GRC:

  • Zentrale Steuerung aller Risiken & Maßnahmen, um auch in dynamischen Zeiten den Überblick zu behalten
  • Revisionssichere Dokumentation für maximale Transparenz und Nachvollziehbarkeit
  • Echtzeit-Dashboards für schnelle, fundierte Entscheidungen bei plötzlichen Entwicklungen
  • Hohe Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit an neue Risiken und Anforderungen
  • Risikomanagement nach ISO-Standards für umfassende Compliance und Sicherheit

Ob mittelständisches Unternehmen oder Konzern: Mit BIC GRC schaffen Sie die Grundlage für stabile, belastbare Prozesse und sorgen dafür, auch in schwierigen Zeiten sicher auf Kurs zu bleiben.

Über den Experten

Philipp Strokosch

Head of Product Line GRC & Managing Director GBTEC Austria

Philipp Strokosch ist seit Juli 2024 Head of Product Line GRC und Managing Director bei GBTEC. Schon zuvor trieb er als Head of Sales die Entwicklung innovativer Lösungen im Bereich Governance, Risk und Compliance (GRC) voran, um Unternehmen durch digitale Transformation zukunftssicher zu machen. Mit über 10 Jahren Erfahrung, darunter als Country Manager eines an der New York Stock Exchange gelisteten Fortune-500-Unternehmens für Risikomanagementlösungen, gilt er als Experte für nachhaltige Risikomanagementstrategien. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er maßgeschneiderte Lösungen, die langfristigen Geschäftserfolg und regulatorische Sicherheit garantieren.

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